Mein schönster OL überhaupt
Und eigentlich fängt diese Geschichte am Mittwochabend im Training an: Hardwald in Fehraltorf, Karten mit dominierenden grünen Tönen, hüfthohe Brombeeren, bauchnabelhohe Brennnesseln, schulterhohe Farne, Dickicht um Dickicht, knietiefe ungemähte Wiesen, ein ungeplanter Sturzflug mit schmerzhafter Kniedrehung … Nein, am Sonntag gehe ich definitiv nicht in einen Unterland-Wald!
Ich höre noch was vom Brambrüesch und noch am gleichen Abend studiere ich die SOLV-Termine etwas genauer. Am Wochenende habe ich nämlich kinderfrei.
Am Samstag um 10.04 Uhr geht am Bahnhof Pfäffikon das Abenteuer in Richtung Brambrüesch ob Chur los. In der grossen Gondel gibt es neben zahlreichen Downhill-Bikern ein paar wenige OL-Läufer. Die Aussicht auf die Stadt Chur und Umgebung ist fantastisch! Umsteigen auf die kleinen 4er-Gondeln. Drei Männer setzen sich in eine davon, und weil ich nicht mehr auf das OL-Erlebnis warten kann, setze ich mich noch dazu, was ihnen sichtlich Freude macht. Wir rätseln was auf uns zukommt.
Bei der Anmeldung treffe ich Tamara und Sven mit Andi und Leandra. Ich entscheide mich für die zweitschwierigste Bahn. Das Gelände ist steil und der ruppige Boden ist zum Teil mit tiefer aber dichter Vegetation bedeckt, d.h. die Belaufbarkeit ist eher schlecht, was sich in den langen Laufzeiten wiederspiegelt, auch bei den Jungen. Ein schwieriger Waldteil mit wenig Anhaltspunkten macht einigen auch erfahrenen OL-Läufern zu schaffen.
So kommen wir alle fünf etwas in Zeitbedrängnis … Ich muss noch bis Filisur, die Jungen noch bis zur Keschhütte, in deren Nähe sie zelten möchten. Wir trennen uns in Chur: «Bis Morgen!»
Um 9.15 Uhr in Bergün wartet Thomas mit seinem Audi. Zwei Studenten haben auch sein Mitfahrgelegenheitsangebot angenommen. Wir fahren bis Chants, wo der nächste, mögliche Parkplatz bis zur Keschhütte liegt. Thomas und ich entscheiden uns, zusammen zu laufen, so dass ich auch auf dem Rückweg von seinem Auto profitieren kann. Die Landschaft ist von unten (blühende Sonnenwiesen) bis oben (Gletscherwelt) wunderschön. Wir laufen eher zügig und erreichen nach 1 Stunde und 20 Minuten die Hütte. Die OLG Pfäffikon ist dort oben sehr gut vertreten, sogar im OK. Einige haben in der Hütte und im Zelt oder im Freien in der Nähe geschlafen.
Für den OL bin noch nicht angemeldet, so dass ich meine Bahnwahl auf meine Müdigkeit anpassen kann. Die zweitschwierigste Bahn liegt aber gut drin. Ich bekomme eine Karte mit keinem einzigen grünen Punkt! Yeeesss, ich bin am richtigen Ort!!
Die Karte ist auch sehr generalisiert. Es gilt, das Relief gut zu lesen und die wenigen eingezeichneten Objekte gut zu erkennen. Das gelingt mir sehr gut, so dass ich einen fehlerfreien und relativ schnellen Lauf absolviere, was meine ohnehin schon enorme Freude über die Landschaft noch erhöht. Mal geht es den steinigen Hang bergab, mal den grasigen Hang berghoch, vorbei an einem wunderschönen Bergsee. Am leichtesten läuft es sich in der Flussaue. Was sich beim Hochlaufen noch nicht bemerkbar gemacht hat, ist nun spürbar: die Höhe (ca. 2'600 m.ü.M.)
Zurück bei der Hütte sehe ich nur strahlende überglückliche Gesichter. Mit Andi sind wir uns einig: das war das schönste OL, das wir je gemacht haben!
Nathalie Waldner