3. / 4. NAT Jura
Das Ende der langen Anreise naht erst, wenn Klusen durchquert, Serpentinen erklommen und Juraweiden in Sicht sind. Also dort, wo sich Fuchs und Hase – oder zutreffender Kuh und Pferde – gute Nacht sagen. Das Auge erfreut sich wie immer an der sanften Landschaft, der Abgeschiedenheit des Jura und an den hübschen Dörfern. Manchmal wähnt man sich schon fast im Freilichtmuseum Ballenberg … Aber niemand ist angereist, um die liebliche Landschaft in gemütlichem Wandertempo zu erkunden. Alle haben sich zum Ziel gesetzt, möglichst schnell wieder aus den Wäldern zurück zu sein.
Auch ein weiteres Phänomen ist jährlich zu beobachten. Offensichtlich ist die Wetterbestellung sehr schwierig, nähern sich doch immer im Laufe des ersten Wettkampftags schwarze Wolken. Was für die Frühstarter noch gut geht, wird für die Läufer mit einer langen Anreise bereits deutlich schwieriger. Die Wolken werden immer dunkler, erstes Donnergrollen ist zu hören – und genau mit dem Start öffnet der Himmel seine Schleusen. Das Postensuchen und -finden im Jura wird nicht wirklich einfacher, wenn Kartendetails unter dem Regenschleier und dem Dämmerlicht verschwinden. Aber man ist ja kein Versager und sticht trotzdem tapfer in den Wald – und wird mit abwechslungsreichem, forderndem und spannendem Juragelände belohnt! Da gibt es Mulden, Senken, Kuppen und Hügel, so weit das Auge blickt, unterbrochen nur von Steinfeldern, einzelnen grossen Felsen und gelegentlich einem Wiesenstück. Die Füsse sind immer auf der Hut, wechselt sich doch weiches und flauschiges Moos mit Fallholz und steinigem Untergrund ab. Und im Ziel überwiegt die Zufriedenheit und der Stolz, als nicht sehr routinierte Läuferin alle Posten ohne grössere Suchaktion gefunden zu haben. Doch die Diskussionen im Ziel und Bus lassen darauf schliessen, dass dies nicht allen Teilnehmenden gelang. Da wird von 10-Minuten Fehlern, Parallelfehlern und anderen Abweichungen von der Idealroute berichtet …
Tag zwei des Juraweekends: Die Sonne besinnt sich, dass sie auch den Jura mit ihren Strahlen und ihrer Wärme beglücken könnte. So erfolgt die Fahrt an den Start vorbei an glotzenden Kühen und Pferden auf saftigen und grünen Weiden bei schönstem Wetter. Auch heute verlangt der Wald den Läufern einiges ab und präsentiert sich deutlich ruppiger als am Vortag. Nach einer Startschlaufe in eher grünem Gelände mit Posten, die tief in Löchern versenkt sind, folgt die lange Routenwahl, welche quer über eine Wiese führt. Im vermeintlich einfachen Gelände lässt die Aufmerksamkeit nach, und schon ist es geschehen: Das Fussgelenk mag einem Loch nicht standhalten, gibt nach und zwingt die Schreibende, den Lauf nach Posten 5 vorzeitig zu beenden … Schade, hätte ich doch gerne meine Fähigkeiten im fein strukturierten Mittelstück der Bahn unter Beweis gestellt. So bleibt eine (zu) gemütliche Wanderung zurück ins Ziel, wobei die letzten vier Posten, die quasi in der Luftlinie stehen, noch «angewandert» werden. Das Gelände gefällt, ist vielseitig und steckt voller Überraschungen. Schade, da wäre ich gerne im Wettkampf- und nicht Wandermodus vorbeigekommen!
Langsam wird es Abend, und die Läufer verlassen mit der kleinen roten Bahn oder den Autos das abgeschiedene Tal. Ruhe kehrt ein, Pferde und Kühe haben die Wiesen wieder für sich. Ein Jahr Pause steht an, bevor sich die Geschichte wiederholt …
Bericht von Claudia Schärer (Mönchaltorf)